20.04.2015 - 19 Uhr - Tschechisches Zentrum
Bianca Bellová
liest aus ihrem Buch „Toter Mann"

„Opi haben sie im September 1950 aufgehängt. Mami ist im Januar des darauffolgenden Jahres geboren, aber da war ihr noch nicht klar, dass sie Halbwaise ist." So dramatisch beginnt Bianca Bellovás Erzählerin ihren zu einer Lebensbeichte geratenden Monolog mit einem Liebhaber.


Sie beichtet ihm ihre geheimen Gedanken und die ganze Geschichte ihrer Familie. Und dieser Prager Familie ist nicht viel erspart geblieben in der zweiten Hälfte des bewegten 20. Jahrhunderts. Wobei es nicht immer die politischen Umstände waren, die das Leben aus den Fugen geraten ließen, die Familie trafen auch Schicksalsschläge wie schwere Krankheiten oder ein spätes Coming-Out des Vaters. Von all dem berichtet die Erzählerin in einem lakonischen, fast schnoddrigen Ton, immer wieder aber blitzen leidenschaftliche Gefühle durch diese so gleichmütig scheinende Erzählung.

Wer genau der Mann ist, den die Erzählerin anspricht, wissen wir nicht. Nur, dass ihr Gegenüber nie antwortet und dass ihre Beziehung voller Konflikte gewesen sein muss. Langsam beschleicht einen beim Lesen eine Ahnung – am Schluss aber ist man doch völlig überrascht, wie alle Erzählfäden zu einem recht hinterhältigen Ende zusammenkommen.

Die tschechischen Leser konnten Bianca Bellová schon in ihrem Debüt „Sentimentální román" als eine faszinierende Erzählkünstlerin kennen lernen, dank der beim Braumüller Verlag erschienenen Übersetzung von Mirko Kraetsch können nun auch die deutschen Leser ihre Bekanntschaft machen.

Bianca Bellova
Bianca Bellová liest aus dem tschechischen Original, die deutsche Übersetzung wird projiziert.

Mit einem Büchertisch von Bücher am Nonnendamm.

Eintritt frei

Veranstaltungsort:
Wilhelmstraße 44 / Eingang Mohrenstraße
10117 Berlin